Lichttherapie – Wohlfühlen über das Auge
Lichttherapie produziert Serotonin
Lichttherapien gegen Depressionen wirken nach heutigen medizinischen Erkenntnissen über das Auge, andere Lichttherapien können auch über die Haut wirken, etwa bei der Bilirubin-Therapie. Fällt Tageslicht auf die Netzhaut, produziert die Hypophyse im Zwischenhirn Hormone und Botenstoffe wie Serotonin. Bei größerer Ausschüttung hellt der Neurotransmitter Serotonin, der verantwortlich für die Informationsübermittlung zwischen den Gehirnzellen ist, die Stimmung auf, steigert das Wohlbefinden und motiviert. Damit der Körper verstärkt Serotonin ausschütten kann, simuliert biologisch wirksames Licht Intensität und Farbtemperatur des Tageslichts. Bei einer Lichttherapie wird kurzwelliges Licht im blauen Bereich des sichtbaren Spektrums ausgesendet, das die Ganglienzellen des dritten Fotorezeptors auf der Netzhaut reizt. Diese hemmen daraufhin die Produktion des Hormons Melatonin. Tagsüber ist der Organismus dadurch wach und leistungsfähig, nachts schläft der Mensch besser.
Am effektivsten: Lichttherapie am Morgen
Empfehlenswert ist eine Lichttherapie am Morgen, um der inneren Uhr eindeutig mitzuteilen, dass der Tag begonnen hat und sie den Körper in Schwung bringen soll. Am Abend ist die Therapie üblicherweise wenig wirkungsvoll, da die Melatoninproduktion unterdrückt und somit das Einschlafen erschwert wird. Dennoch gibt es vereinzelt Patienten, denen eine Lichttherapie am Abend hilft. Frequenz und Dauer der Therapie sind variabel. Der Arzt legt sie im Gespräch mit seinem Patienten individuell fest, abhängig davon, wie ausgeprägt die Symptome sind. In den meisten Fällen tritt eine heilende Wirkung bereits nach ein bis zwei Wochen ein. Patienten, die regelmäßig an SAD leiden, setzen die Lichttherapie erfolgreich auch vorbeugend ein. Ernste Nebenwirkungen sind bisher nicht bekannt. Generell sollte vor einer Lichttherapie aber der Augenarzt konsultiert werden, denn bei bestimmten Erkrankungen des Auges ist Vorsicht geboten.
Lichttherapie mit großem Potenzial
Neben den nachgewiesenen therapeutischen Ergebnissen zeigen erste Untersuchungen auch, dass zum Beispiel prämenstruelle Beschwerden erfolgreich therapiert werden können, vor allem die emotionalen Begleiterscheinungen. Auch gibt es Anzeichen dafür, dass bulimische Essattacken behandelt werden können, insbesondere bei saisonal bedingter Bulimie. Eine Vergleichsstudie der naturheilkundlichen Abteilung der Klinik Blankenstein in Hattingen belegt, dass Lichttherapie auch bei nicht saisonalen Depressionen gute Ergebnisse erzielt, vor allem in Kombination mit Johanniskraut.
Praxistipp: Dr. Andreas Wojtysiak, Senior Scientist Light and Health bei OSRAM
"In der Winterzeit sollte besonders viel natürliches Tageslicht getankt werden. Dieses wirkt am besten gegen den Winterblues. Daher sollte man jede Möglichkeit nutzen, sich bei Helligkeit im Freien aufzuhalten. Unterstützend hilft die richtige Innenbeleuchtung gegen die typischen Winterblues-Symptome wie Müdigkeit und fehlende Energie. Tagsüber sollten Lampen mit kühler Lichtfarbe eingesetzt werden, da diese besonders aktivierend wirken. Nach dem Aufstehen wirkt kühlweißes Licht mit hohem Blauanteil auf uns wie der morgendliche Kaffee. Am Abend sollten hingegen Halogenlampen oder Energiesparlampen mit warmen Lichtfarben eingesetzt werden."
Das innovative Lichtkonzept der napcabs wurde von OSRAM entwickelt und besteht aus mehreren LED-Modulen und einem Lichtsteuersystem, mit dem der Reisende sich per Touch Panel für anregendes, tageslichtähnliches Arbeits- oder angenehm warmes Entspannungslicht entscheiden kann. "Dies ist ein Ergebnis unserer Beschäftigung mit den Wirkungen des Lichts auf die menschliche Biologie", erklärt Dieter Lang, der bei OSRAM im Bereich Forschung und Innovation für Projekte verantwortlich ist, die sich mit den biologischen Wirkungen des Lichts auf den Menschen beschäftigen.
Das napcabs-Projekt ist eines von vielen, das diese Wirkungen berücksichtigt und in neue Lichtkonzepte umsetzt. Erst 2001 entdeckten Forscher in den USA einen dritten Rezeptor im Auge, der aktiv auf das Gehirn einwirkt. Sie fanden heraus, dass tageslichtähnliches Licht mit hohen Blauanteilen sehr viel aktivierender wirkt als etwa Glühlampenlicht mit hohen Rotanteilen. Dank dieser neuen Erkenntnisse wird das Licht der Zukunft nicht nur der Beleuchtung dienen. Ganz neue Lichtkonzepte sollen für mehr Wohlbefinden, bessere Konzentration und eine insgesamt höhere Lebensqualität sorgen.
Infokasten: Zu wenig Licht macht traurig
Rund 800.000 Deutsche fallen jedes Jahr zu Winterbeginn in ein regelrechtes Loch, sind schlapp, oft auch gereizt. Die Erklärung ist einfach: Diesen Menschen fehlt Licht. Ein schöner Tag im Juli bringt bis zu 120.000 Lux, ein trüber im Januar gerade mal 1.500. Der natürliche Lichtmangel wird noch verstärkt durch lange Tage in dunklen Büros – dort liegen die wirksamen Beleuchtungsstärken meistens nur um 500 Lux. Durch den Lichtmangel kann die innere Uhr durcheinander geraten. Der Mensch fällt in eine Art seelischen Winterschlaf – er leidet an der so genannten saisonalen Depression, kurz SAD. Bei der Behandlung von SAD greifen immer mehr Ärzte zur Lichttherapie, bei der Patienten mit „Lichtduschen“ behandelt werden: Sie werden unter spezielle bis zu 10.000 Lux starke Leuchten gesetzt.